Don Cherry, 10.7.1986, Quartier Latin
Ich habe das an anderer Stelle schonmal gefragt: Guckt Dich Don Cherry an?
Nein. Er war ein toller, innovativer Musiker. Ich mochte ihn sehr. Auf dem zweiten Album von Rip Rig + Panic, der Band, in der seine Stieftochter Neneh Cherry sang, spielte er auf einigen Stücken mit, was mir auch sehr gut gefiel.
Am roten Teppich rufen Fotografen Schauspieler:innen doch manchmal etwas zu, damit sie sich in ihre Richtung drehen. Sowas hast Du nie gemacht, dafür war es immer zu laut?
Witzige Idee! Nein. Der Dialog ist wenn dann nonverbal. Ich merke, wenn jemand gerne fotografiert wird. Und wenn das Gegenteil der Fall ist. Wenn ich damals mit dem Fisheye-Objektiv fotografierte musste ich sehr nah ran, auf zwanzig Zentimeter – grenzüberschreitend. Da merkt man dann sofort, wer darauf stand… und wer nicht.
Wie genau äußert sich das ›drauf stehen‹?
Die Person geht auf mich ein. Es ist ein totaler Kick. Sie posiert anders, kommt immer wieder zurück, weil ich ihr meine Aufmerksamkeit schenke, irgendwann ist plötzlich nichts mehr zwischen uns, die Kamera ist weg, keine Barriere mehr! Ich war neulich im Metropol, alleine, bei Zaho de Sagazan. Da war es so. Da passierte etwas zwischen der Sängerin und mir. Ich war total begeistert und hatte sehr viel Spaß beim Fotografieren. Das muss sie auch gemerkt haben, sie kam immer wieder zurück. Dann waren die drei Songs, während derer ich fotografieren durfte, vorbei, ich packte mein Kamera ein, ging nach hinten, zwischen ihr und mir auf einmal hunderte von Menschen. Und? Die Nähe war zerstört, und ich ging nach Hause. Diese Nähe ist natürlich totaler Luxus, wer hat das schon.
28.3.2025